3 Tipps, um deine Coachings zu strukturieren

von | 9. Okt 2023

In Coaching und Therapie ist eine gut strukturierte Sitzung von entscheidender Bedeutung, um Klienten bestmöglich zu unterstützen und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Die Art und Weise, wie eine Coachingsitzung gestaltet wird, kann den Unterschied zwischen Verwirrung und Klarheit, zwischen Stagnation und Entwicklung machen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf bewährte Methoden und einige gängige Coaching-Modelle, die dir helfen können, deine Coachingsitzungen zu strukturieren und das volle Potenzial deiner Klienten freizusetzen.

Warum ist eine strukturierte Coachingsitzung wichtig?

Eine strukturierte Sitzung bietet mehrere Vorteile, sowohl für den Coach als auch für den Klienten. Hier sind einige Gründe, warum eine klare Struktur essenziell ist:

  1. Klarheit und Fokus: Eine Struktur für Coachings hilft dabei, den Fokus während der Sitzung zu bewahren und verhindert, dass ein Coaching zu einem ziellosen Gespräch wird. Klienten können sich auf die für sie wichtigen Themen konzentrieren, ohne sich in irrelevanten Details oder Nebengeschichten zu verlieren.
  2. Effizienz: Bauen Coachings auf einem Leitfaden auf, hilft das dabei, die Zeit optimal zu nutzen und die gewünschten Ergebnisse in angemessener Zeit zu erzielen.
  3. Ganzheitlichkeit: Coachingstrukturen sorgen dafür, dass der Coach alle wichtigen Aspekte anspricht und berücksichtigt und das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Außerdem verringern sie die Wahrscheinlichkeit, dass etwas Relevantes übersehen wird.
  4. Nachhaltigkeit: Strukturierte Sitzungen erleichtern es, klare Ziele zu setzen und den Fortschritt im Laufe der Zeit zu verfolgen. Dies kann dazu beitragen, nachhaltige Veränderungen im Leben der Klienten zu bewirken.
  5. Vertrauensaufbau: Eine professionelle Struktur vermittelt dem Klienten Vertrauen in den Coaching-Prozess und den Coach. Der Klient sieht, dass der Coach kompetent und erfahren ist und die Coachings bewusst lenkt und zielorientiert leitet.

So strukturierst du deine Coaching-Sitzungen

Doch wie kannst du sicherstellen, dass deine Coachingsitzungen effektiv strukturiert sind und maximale Ergebnisse erzielen? Lass uns gemeinsam einen Blick auf bewährte Methoden werfen:

  1. Vorbereitungszeit: Plane vor jedem Coaching bewusst Zeit ein, um dich auf die Sitzung vorzubereiten. Nimm die Notizen der vergangenen Sitzungen zu Hand und überlege bereits vorab, wie ein grober Plan für das anstehende Coaching aussehen könnte.
  2. Begrüßung und Beziehungsaufbau: Zu Beginn der Sitzung solltest du dir und deinem Klienten etwas Zeit geben, anzukommen und eine Verbindung aufzubauen. Die Beziehung zwischen Coach und Klient ist einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg und die Nachhaltigkeit eines Coachings. Bevor ihr mit den eigentlichen Themen loslegt, stärke eure Beziehung durch ehrliches Interesse und ressourcevolle Fragen.
  3. Klare Zielsetzung: Unterstütze deinen Klienten bei der Definition eines klaren Ziels für die Sitzung. Das Ziel sollte realistisch umsetzbar sein, den Klienten motivieren und Fortschritte sollten sichtbar sein. Wenn dein Klient mit mehreren Themen ins Coaching kommt, solltest du ihn ermutigen, sich für diese Sitzung für ein Thema zu entscheiden, an dem ihr arbeiten wollt.
  4. Erkundung und Reflexion: In dieser Phase darf der Klient seine Gedanken und Gefühle in Bezug auf sein Thema benennen. Auch bereits erzielte Fortschritte und Herausforderungen, auf die der Klient gestoßen ist, sind ein wichtiges Thema. Als Coach solltest du aufmerksam und empathisch zuhören und gezielte Fragen stellen, um tiefergehende Einsichten für beide Seiten zu ermöglichen.
  5. Schritte und Maßnahmen: Basierend auf den Erkenntnissen der vorherigen Phase erarbeitest du gemeinsam mit dem Klienten einen konkreten Handlungsplan, der zur Zielerreichung führt. Es sollten konkrete Schritte festgelegt werden, die der Klient zwischen den Sitzungen umsetzt.
  6. Zusammenfassung und Abschluss: Zum Abschluss der Sitzung kannst du die besprochenen Punkte zusammenfassen. Dem Klienten können Hausaufgaben mitgegeben werden, in Form von konkreten Handlungen oder Fragen. Es lohnt sich, das Coaching positiv abzuschließen und den Klienten zu ermutigen oder auf seine bereits erreichten Fortschritte aufmerksam zu machen.
  7. Nachbereitung: Nimm dir auch nach dem Coaching noch einmal etwas Zeit, um die Sitzung nachzubereiten, dir Notizen zu machen und darüber zu reflektieren, was gut gelaufen ist und was du verbessern könntest. Das ermöglicht dir, ein besserer Coach zu werden und dich weiterzuentwickeln.

Coaching-Modelle: Der Schlüssel für erfolgreiche Coachings

Coaching-Modelle bieten klare und transparente Strukturen für Coaching-Prozesse, die Coaches helfen, Coaching-Sitzungen systematisch aufzubauen und sich nicht im Prozess zu verlieren. Sie bestehen in der Regel aus verschiedenen Phasen oder Schritten, die bestimmte Ziele haben und eine strukturierte Herangehensweise ermöglichen. Solche Modelle bieten eine gemeinsame Grundlage für die Zusammenarbeit, Zielsetzung, Lösungsfindung und die Überwachung von Fortschritten. So geben sie dem Klienten und dem Coach Orientierung und stellen sicher, dass Coaching-Sitzungen effektiv genutzt werden und die gewünschte Veränderung erreicht wird.

Wir möchten dir einen Überblick über einige Coaching-Modelle geben, die in der Praxis genutzt werden:

OSKAR-Modell

Das OSKAR-Modell umfasst 5 Phasen:

  1. Outcome (Ergebnis)
  2. Situation (Status-Quo/Ausgangsituation)
  3. Know-How (benötigte Ressourcen)
  4. Actions (Umsetzungsschritte)
  5. Review (Rückblick)

Ausgehend von der Definition des Coachingergebnisses werden die Ausganssituation analysiert, die benötigten Ressourcen zusammengetragen und entsprechende Umsetzungsschritte festgelegt. Abschließend erfolgt ein Rückblick.

CLEAR-Modell

Das CLEAR-Modell führt anhand von 5 Phasen durch den Coachingprozess:

  1. Contracting (Vereinbaren)
  2. Listening (Zuhören)
  3. Exploring (Erkunden)
  4. Action (Handeln)
  5. Review (Überprüfen)

Im ersten Schritt wird festgelegt, wie die Zusammenarbeit gestaltet und was das Ergebnis der Sitzung sein soll. Anschließend stellt der Coach Fragen und hört dem Klienten zu, um zu verstehen, welche Gedanken und Gefühle den Klienten in Bezug auf sein Thema beschäftigen. Im nächsten Schritt unterstützt der Coach seinen Klienten dabei, das Thema tiefer zu erkunden, Zusammenhänge zu verstehen und Lösungsideen zu entwickeln. In der Action-Phase werden die Lösungsideen weiter ausgearbeitet und ein Handlungsplan entworfen. Den Abschluss macht auch hier eine Reflektion des Prozesses.

ACHIEVE-Modell

Das ACHIEVE-Modell ist etwas umfangreicher und teilt sich in 7 Phasen auf:

  1. Assess current situation (Bewerten der aktuellen Situation)
  2. Creative brainstorming of alternatives to current situation (Kreatives Brainstorming von Alternativen zur aktuellen Situation)
  3. Hone goals (Festlegung von Zielen)
  4. Initiate options (Initiierung von Optionen)
  5. Evaluate options (Bewertung von Optionen)
  6. Valid action plan design (Entwurf eines Aktionsplanes)
  7. Encourage momentum (Motivation fördern)

Ausgehend von der aktuellen Situation sammeln Coach und Klient in einem Brainstorming Ideen, wie es anders sein könnte. Diese Phase dient dazu, die Perspektive des Klienten zu erweitern und ihn für Lösungsmöglichkeiten zu öffnen. In der dritten Phase werden die Ideen präzisiert und das Ziel definiert. Anschließend werden Möglichkeiten gesammelt, die zur Zielerreichung beitragen, die Möglichkeiten werden bewertet und ein Aktionsplan erstellt. Zum Abschluss motiviert und ermutigt der Coach seinen Klienten in seinen Vorhaben.

PRACTICE-Modell

Das PRACTICE-Modell umfasst ebenfalls 7 Phasen:

  1. Problem identification (Problemidentifizierung)
  2. Realistic relevant goals developed (Entwicklung realistischer, relevanter Ziele)
  3. Alternative solutions generated (Erarbeitung alternativer Lösungen)
  4. Consideration of consequences (Abwägung der Konsequenzen)
  5. Target most feasible solutions (Anstreben der machbarsten Lösungen)
  6. Implementation of chosen solutions (Umsetzung der gewählten Lösungen)
  7. Evaluation (Bewertung)

Es startet mit der Problemidentifizierung, Zieldefinition und Lösungssuche. Die gesammelten Lösungen werden im vierten Schritt anhand ihrer Konsequenzen analysiert. Diese können sowohl positiv als auch negativ sein. Auf Basis der Erkenntnisse wählt der Klient die praktikabelste Lösung aus und legt fest, wie er sie umsetzen will. Zum Abschluss wird die Sitzung evaluiert.

Coaching-Modelle in der Praxis und ihre Herausforderungen

Du siehst, dass die meisten Coaching-Modelle eine lineare Struktur verfolgen. Doch Coachings verlaufen im echten Leben nicht immer so geradlinig. Als Coach bist du gefragt, die Balance zu halten zwischen Struktur und Flexibilität. Es wird immer Coachingsitzungen geben, die sehr strukturiert ablaufen und welche, die weniger strukturiert ablaufen. Das ist sowohl abhängig von dem theoretischen Ansatz, den der Coach verfolgt, der Veränderungsbereitschaft des Klienten, dem Thema bzw. Ziel und dessen Komplexität sowie der Emotionalität des Klienten.

Insbesondere für Coaches mit wenig Erfahrung kann ein lineares Modell als Leitfaden dienen und Sicherheit geben. Mit wachsender Erfahrung nehmen jedoch die Notwendigkeit und Fähigkeit zu, auf den persönlichen Prozess und die individuellen Bedürfnisse deiner Klienten zu reagieren. Oftmals verändert sich der Prozess von einem linearen zu einem oszillierenden Prozess. Beispielsweise kann es sein, dass sich das zu Beginn festgelegte Ziel durch die Reflexion und Erkundung verändert. Die neu gewonnenen Erkenntnisse führen vielleicht dazu, dass der Klient erkennt, was ihm wirklich wichtig ist. In diesem Fall solltest du als Coach darauf reagieren und nochmal zur Zieldefinitions-Phase zurückkehren. Während des gesamten Prozesses kann es also sein, dass man zwischen verschiedenen Phasen hin und her wechselt. Diese Flexibilität, den Prozess anzupassen und zwischen verschiedenen Modellen zu wechseln, ist eine Fähigkeit, die erfahrene Coaches auszeichnet.

Um dich als Coach weiterzuentwickeln, ist es hilfreich, wenn du dir über deine derzeitigen Coachingfähigkeiten bewusst bist. Wo befindest du dich auf der Skala zwischen „starr einer klaren Struktur folgend, sodass einfache Themen linear bearbeitet werden können“ und „flexible Nutzung von verschiedenen Modellen und der eigenen Erfahrung, sodass selbst komplexe Themen iterativ und ohne Schwierigkeiten bearbeitet werden können“? Egal, wo du dich auf der Skala verortest, frage dich während eines Coachings immer mal wieder selbst, in welcher Phase du dich gerade befindest, in welcher du zuvor warst und wohin du das Gespräch als nächstes lenken möchtest. Auch nach dem Coaching kannst du dir Zeit nehmen, um über den Verlauf des Coachings anhand der verschiedenen Phasen zu reflektieren. Diese Übung hilft dir, deine metakognitiven Fähigkeiten in Bezug auf Coachingprozesse zu entwickeln und so ein besserer Coach zu werden.

Auf dem Weg zu erfolgreichen Coachingsitzungen

Eine klare Struktur ist eine wichtige Basis jeder erfolgreichen Coachingsitzung. Die Verwendung bewährter Coaching-Modelle wie OSKAR, CLEAR, ACHIEVE oder PRACTICE kann dir helfen, den Prozess zu strukturieren und so nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Während deiner Coachings solltest du immer wissen, in welcher Phase du und dein Klient sich gerade befinden, aus welcher Phase ihr kommt und in welche Phase du das Coaching als nächstes lenken möchtest. Gleichzeitig solltest du dabei nicht aus den Augen verlieren, dass jeder Klient und jedes Thema einzigartig sind und Flexibilität ebenso wichtig ist wie Struktur. Übe dich daher darin, Coachingprozesse flexibel und gleichzeitig zielgerichtet zu lenken. Durch eine gesunde Balance von Flexibilität und Struktur, individuelles Eingehen auf den Klienten und Fokus kannst du deine Klienten auf ihrem Weg zu Wachstum, Veränderung und Erfolg begleiten.

Unsere 3 Tipps im Überblick:

  • Tipp 1: Nutze ein Coaching-Modell deiner Wahl.
  • Tipp 2: Sei dir im Coaching immer bewusst, in welcher Phase du dich gerade befindest, wo du herkommst und wo du hinmöchtest.
  • Tipp 3: Finde eine gute Balance zwischen klarer Struktur und individueller Flexibilität.

Im nächsten Teil der Reihe zu strukturierten Coachingsitzungen und Coaching-Modellen werden wir dir das GROW-Modell im Detail vorstellen. Mehr über erfolgreiche Coachingsitzungen erfährst du in unserer Coaching-Ausbildung.

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