Kommunikation als wichtiger Bestandteil unseres Lebens
Ziele & Anwendungen der Darstellung der Kommunikation
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ – Das ist eines von 5 Axiomen, die Paul Watzlawick in seinem Kommunikationsmodell beschrieb. Denn sobald Menschen zusammentreffen, findet bewusst oder unbewusst, verbal oder nonverbal, Kommunikation statt. Wir kommunizieren immer und das auf verschiedenen Ebenen auf unterschiedliche Arten und Wege.
Ein wichtiger Aspekt der Kommunikation ist, dass sie dem Austausch und der Verständigung zur Gestaltung unserer Beziehungen dient. Das macht Kommunikation zu einem so wichtigen Bestandteil unseres Lebens, somit wird sie zur Basis unseres Zusammenlebens. Wenig überraschend ist es also, dass es viele Ansätze gibt, Kommunikation zu untersuchen und zu beschreiben. Im diesem Beitrag stellen wir dir einige der wichtigsten Kommunikationsmodelle vor.
Was ist Kommunikation?
Kommunikation (lateinisch communicatio ‚Mitteilung‘) ist der Austausch oder die Übertragung von Informationen. Dazu werden die Informationen auf verschiedene Arten (verbal oder nonverbal) oder verschiedenen Weisen (Sprechen, Schreiben, Darstellen) codiert und übertragen. Diese Ansicht teilen alle Kommunikationsmodelle.
Kommunikation findet immer zwischen mindestens einem Sender und einem Empfänger von Botschaften statt (dies kann im Grenzfall, zum Beispiel im Selbstgespräch, dieselbe Person sein). Dabei bringt der Sender etwas, das in ihm vorhanden ist (Gedanke, Gefühl) verbal (Sprache, Schrift) oder nonverbal (Gestik, Mimik, Intonation) an die Oberfläche. Dies wird dann vom Empfänger aufgenommen und interpretiert.
Wenn das immer gut funktionieren würde, würden wir nicht darüber schreiben, aber hier gibt es viel Raum für Missverständnisse und Verbesserungen.
Was sind Kommunikationsmodelle?
Aus vielen Versuchen Kommunikation zu beschreiben und zu analysieren, sind unterschiedliche Kommunikationsmodelle entstanden. Zwei der wohl bekanntesten Kommunikationsmodelle sind das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun und die 5 Axiome von Paul Watzlawick. Jedes Kommunikationsmodell nimmt dabei unterschiedliche kommunikative Aspekte in den Fokus. Sie versuchen komplexe Sachverhalte auf eine verständliche Art und Weise auszudrücken. Im Folgenden geben wir dir eine Übersicht über die wichtigsten Kommunikationsmodelle und darüber, was sie mit NLP zu tun haben.
Sender-Empfänger-Modell nach Warren Weaver & Claude E. Shannon
Das Sender-Empfänger-Modell nach Warren Weaver & Claude E. Shannon wurde 1940 entwickelt, weshalb es auch als Shannon-Weaver-Modell bekannt ist. Die Grundidee des Sender-Empfänger-Modells besteht darin, dass Menschen, wenn sie miteinander kommunizieren, zu Sendern und Empfängern werden. Der Sender möchte eine Mitteilung machen und beispielsweise Ansichten und Informationen teilen. Diese Botschaft wird „codiert“ und in Sprache, Schrift oder Körpersignalen zum Empfänger „transportiert“. Der Empfänger muss das Signal wieder entschlüsseln, also decodieren. Erst wenn er den Code „geknackt“ und die Botschaft interpretiert hat, kann er darauf reagieren und selbst zum Sender werden.
Auch im NLP wissen wir, dass ein Satz von Sender und Empfänger anders verstanden werden kann. Die Einteilung der Sprache in Oberflächenstruktur und Tiefenstruktur ist ein zentraler Gedanke in der Linguistik und im NLP-Meta-Modell, das wir in einem der nächsten Artikel vorstellen werden.
Das, was zum Empfänger transportiert wird, ist die Oberflächenstruktur einer Information, also das, was verbal oder nonverbal ausgedrückt wird. Sie ist die unmittelbar von außen beobachtbare Gestalt eines Satzes. Sie gibt aber keine vollständige Auskunft darüber, was sich im Inneren des Senders abspielt. Diese Tiefenstruktur wiederum liegt einem Satz zugrunde. Der Sprecher wendet unbewusst Transformationsregeln (Generalisierungen, Tilgungen, Verzerrungen) auf das, was in seiner Tiefe vorhanden ist, an und überführt so die komplexe Information aus seiner Tiefenstruktur in die Oberflächenstruktur.
Damit ist die Tiefenstruktur, also die vollständige sprachliche Repräsentation der ursprünglichen Erfahrung, sehr vereinfacht und verändert worden und der Empfänger muss nun von der Oberfläche seine eigene Tiefenstruktur nachbilden, um die Information zu verstehen. Wie du dir denken kannst, gibt es hier viel Raum für Missverständnisse.
Im NLP nutzen wir das Meta-Modell der Sprache, sodass der Empfänger die Botschaft besser entschlüsseln und mehr über die Tiefenstruktur in Erfahrung bringen kann.
Zirkuläres Modell nach Paul Watzlawick (5 Axiome)
Paul Watzlawick war ein Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Soziologe, Philosoph und Autor. Das von ihm vorgestellte Kommunikationsmodell besteht aus fünf Axiomen. Axiome sind definitionsgemäß Grundsätze, die nicht beweisbar sind, aber im Rahmen eines Modells akzeptiert werden. Diese 5 Grundsätze sind:
- Man kann nicht nicht kommunizieren
- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
- Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
- Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten
- Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
Im Folgenden beschreiben wir die Axiome im Detail:
1. Man kann nicht nicht kommunizieren
Neben dem, was wir sagen, nimmt der nonverbale Teil der Kommunikation einen hohen Stellenwert ein. In diesem ersten Grundsatz berücksichtigt Paul Watzlawick daher auch die Gesten und Mimik in der Kommunikation. Ob wir Blickkontakt aufnehmen oder nicht, wie wir etwas sagen, wie viel und wie laut wir reden und welche Körperhaltungen wir einnehmen, ist Teil der Kommunikation. Man könnte ja jetzt annehmen, dass wir nicht kommunizieren, wenn wir beispielsweise keinen Blickkontakt aufnehmen. Wir kommunizieren in diesem Falle aber, dass wir eben gerade keinen Kontakt möchten.
2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
Mit dem zweiten Axiom nimmt Watzlawick darauf Bezug, dass es zwei verschiedene Seiten in jeder Kommunikation gibt: die inhaltliche Seite und den Beziehungsaspekt. Kommunikation kann also neben der Übertragung von Sachinformationen auch Informationen übertragen, in welcher Beziehung Menschen zueinander stehen.
Selbst wenn der Satz selber nur eine Information über z.B. ein Lebensmittel ist, kann aus den nonverbalen Begleitsignalen etwas über die Beziehung zwischen Sender und Empfänger ausgesagt werden. Zum Beispiel über den Blick und Tonfall, aber auch dadurch, ob der Satz zu der Situation, in der Sender und Empfänger miteinander sind, passend ist.
3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
Kommunikation beinhaltet immer eine Ursache (Reiz) und eine Wirkung (Reaktion). Wenn dieses Reiz-Reaktions-Muster kreisförmig verläuft, kann eine sich verstärkende Ursachen-Wirkungs-Kette entstehen.
4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten
Kommunikation besteht nach Watzlawick aus analogen und digitalen Modalitäten, also aus Inhalt, Gesten, Sprechweise und Mimik. Analoge Modalitäten, also die nonverbale Kommunikation, kann das Gesagte verstärken oder dem widersprechen (Kopfschütteln, während man ja gesagt hat) und oft beschreiben sie die Beziehungsebene. Das sind die Aspekte wie Geschwindigkeit, Tonalität, semantische Dichte usw.
Auf der anderen Seite ist die digitale Ebene inhaltlicher Natur.
Um erfolgreich kommunizieren zu können, sollten wir nach Watzlawick daher sowohl der analogen als auch der digitalen Seite Beachtung schenken. Idealerweise widersprechen sich die verbale und nonverbale Seite einer Kommunikation nicht (in der Neurolinguistischen Programmierung wird dies auch als Kongruenz bezeichnet).
5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
Wenn Watzlawick in seinem Kommunikationsmodell von symmetrischer oder komplementärer Kommunikation spricht, meint er, dass es in der Kommunikation eine Hierarchie gibt. Symmetrische Kommunikation ist eine Kommunikation auf Augenhöhe, während komplementäre Kommunikation hierarchisch ist.
Viele inhaltliche Aspekte der Axiome Watzlawicks finden sich auch im NLP wieder.
Dass wir nicht nicht kommunizieren können, ist auch eine NLP-Grundannahme, denn ein Großteil der Kommunikation läuft non-verbal ab und spiegelt sich in Gesten, Mimik, Körperhaltung, Atmung, Blickrichtung usw. wider.
Auch, dass jede Kommunikation eine Informationsseite und einen Beziehungsaspekt hat, findet sich im Rapport wieder. Rapport, das ist die wechselseitige, vertrauensvolle Verbindung – der „gute Kontakt” zwischen Menschen.
Kommunikationsmodelle: Das Organonmodell nach Bühler (1999)
Mit dem Organonmodell bezieht sich Bühler auf den Philosophen Platon, der Sprache als ein Werkzeug beschreibt, um dem Gegenüber etwas mitzuteilen. Das Organonmodell ist ein Zeichenmodell, dass Bühlers Zeichenbegriff darstellt und Sprache veranschaulicht. Sprache dient danach der Kommunikation zwischen einem Sender und einem Empfänger. „Sprachliche Zeichen” sind das, was tatsächlich gesprochen wird und rein sinnlich wahrnehmbar ist. Dabei treten in jeder Kommunikation drei Funktionen in Beziehung: die Ausdrucksfunktion, die Darstellungsfunktion und die Appellfunktion.
1. Ausdrucksfunktion: Ein sprachliches Zeichen macht eine Aussage über den Sender. Sprachliche Zeichen sind im Kommunikationsmodell von Bühler „Symptome” des Senders, da diese immer etwas über ihn aussagen.
2. Darstellungsfunktion: Die Darstellungsfunktion ist der Aspekt des „Über-die-Dinge-Kommunizierens”. Der Sender will eine inhaltliche Information mitteilen.
3. Appellfunktion: Das Zeichen richtet sich an den Empfänger – als Signal um ihn z.B. zu etwas aufzufordern.
Das 4-Ohren-Modell nach Schulz von Thun (2000)
Das Kommunikationsmodell „Das 4-Ohren-Modell“ (auch als Vier-Seiten-Modell, Kommunikationsquadrat oder Nachrichtenquadrat bezeichnet) ist im Grunde eine konsequente Weiterentwicklung von Watzlawicks zweitem Axiom und dem Organonmodell Bühlers. Es wurde von dem deutschen Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun entwickelt und unterscheidet vier verschiedene Seiten einer Nachricht. Der Name des „4-Ohren-Modells” rührt daher, dass wir auf Empfängerseite eine Nachricht aus vier verschiedenen Seiten – oder mit vier „Ohren” – deuten können.
Das 4-Ohren-Modell eignet sich zur Analyse konkreter Mitteilungen und zur Aufdeckung einer Vielzahl von Kommunikationsstörungen. Es kann als Bindeglied für eine harmonische Gesprächsführung sowie zur Vor- und Nachbereitung von Gesprächen genutzt werden. Beispiele sind:
- Privat in Beziehungen und Familien
- Im Berufsalltag: Konflikte vermeiden, Gesprächssituationen analysieren, eigenes Gesprächsverhalten steuern, Kundengespräche, Verhandlungen.
- In der Therapie oder Supervision
1. Sachebene
Die Sachebene beinhaltet die Frage, was inhaltlich genau gesagt wird. Es geht um Daten, Fakten, und Informationen.
2. Selbstoffenbarung
Jede Kommunikation beinhaltet auch, dass der Sender etwas über sich selbst preisgibt. Auch wenn dies unbewusst geschieht, gibt es dennoch einen Einblick in die Innenwelt des Nachrichtensenders.
3. Beziehungsebene
Mit jeder Kommunikation schwingen auch immer Informationen über die Beziehung zwischen dem Sender und dem Empfänger einer Nachricht mit. Sei es Respekt oder Abneigung, Distanz oder Verbundenheit. Die Art, wie etwas gesagt wird, die Wortwahl und auch die Körpersprache und Mimik offenbaren etwas über die Beziehung zwischen Sender und Empfänger einer Nachricht.
4. Appell
Wenn wir miteinander in Kommunikation treten, verfolgen wir oft eine Intention bzw. wir wollen etwas bei unserem Gegenüber bewirken. Diese Seite des Vier-Ohren-Modells bezeichnet Schulz von Thun als „Appellseite”.
Wichtig ist zu verstehen, dass dies ein OHREN-Modell ist. Was der Sender meint, weiß er, aber um es zu verstehen, muss es der Empfänger deuten und dabei können Missverständnisse entstehen, denn es kann sein, dass der Empfänger diese vier Seiten anders deutet oder ihnen einen anderen Stellenwert beimisst, als es der Sender gemeint hat.
Um eine Nachricht so zu verstehen, wie der Sender sie gemeint hat, ist es aus NLP Sicht das Beste, bei Unklarheit, nachzufragen – dafür bietet zum Beispiel das Meta-Modell viele Ansätze oder auch die GFK. Wenn das nicht geht, ist es oft hilfreich einen Positions- oder Perspektivenwechsel, durchzuführen – also nicht aus der eigenen Sicht, das Gehörte zu interpretieren, sondern z.B. indem wir die Perspektive des Senders einnehmen.
Perspektiv- oder Positionswechsel im NLP
Neben den Kommuniktationsmodellen, gibt es sehr viele NLP-Formate, die einen Perspektivwechsel beinhalten, dies sind z.B. der 4-fache Positionswechsel, das Re-Imprinting, die Mentorentechnik und der Metamirrror.
Bei einem Perspektiv- oder Positionswechsel werden die Coachees dazu eingeladen, eine Situation aus der Sicht von anderen Menschen zu betrachten bzw. die Position des Gegenübers einzunehmen. Dadurch ergeben sich neue Gedanken z.B. in Hinblick auf einen Konflikt in Bezug darauf:
- welche Intention hinter einer Botschaft stecken könnte
- welche Gefühle jemand spüren könnte
- welche Informationen noch wichtig sind
- in welcher Beziehung Personen zueinander stehen
- was sich in der Gefühlswelt des Empfängers abspielen (könnte)
In jedem Positionswechsel ergibt es also Sinn, nach den vier Ohren zu fragen.
Ein weiterer Ansatz im NLP ist es, im Rahmen der Teilearbeit, Gedanken, Verhaltensweisen und Symptome zu personifizieren, indem wir sie zu einem Persönlichkeitsanteil von uns erklären. Durch dieses Vorgehen können wir das Symptom, als zu uns gehörig und dennoch getrennt von uns wahrnehmen, und mit ihm in einen lösungsorientierten Kommunikationsprozess (z.B. SixStep) eintreten.
Es gibt neben diesen Modellen einige sehr wichtige Kommunikationsmodelle für Paarbeziehungen, die wir das nächste Mal vorstellen werden.
Bis dahin viel Spaß,
Dein NEURES-Team
Ihr seid spitze sehr beeindruckend liebe Grüsse
Michael
Danke für das Video und die Möglichkeit V. Satir in Aktion zu sehen.
Danke überhaupt für diese schönen Zusammenfassungen von so interessanten Themen.