Die Disney Strategie

Was war das Geheimnis von Walt Disney?

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Was führt zu Kreativität und wie verschiedene Persönlichkeitsanteile bzw. Zustände dir dabei helfen können deiner Kreativität Raum zu geben

Die Disney-Kreativitätsstrategie

Wenn wir über Kreativität reden, darf eine besonders kreative Persönlichkeit nicht fehlen: Walt Disney! Kein Mensch hat so viel im Bereich Trickfilm und Animation erreicht, verändert und erschaffen. Durch Robert Dilts, der die Kreativitätsstrategie von Disney modellierte, wurde die Essenz seiner Strategie auf alle Bereiche übertragbar, in denen Kreativität gefragt ist. So wird die Disney Strategie heute von Künstlern, Schriftstellern, aber auch von Unternehmern, Produktentwicklern und vielen anderen genutzt. Doch wer war Walt Disney?

Wer war Disney?

Walt Disney war einer der kreativsten und produktivsten Menschen, die dieser Planet je gesehen hat. Mit Anfang 20 begann er in einem Trickfilm-Studio erste Werbefilme und Cartoons zu produzieren. Zwei Jahre später gründete er mit seinem Bruder Roy in Hollywood die „Walt Disney Company“.

„If you can dream it, you can do it.“
Walt Disney

Bereits mit 27 Jahren erschuf er den berühmten Cartoon-Charakter „Mickey Mouse“, der ihn innerhalb kurzer Zeit weltberühmt machte und zum Durchbruch verhalf. Disney wurde zu Lebzeiten mit 26 Oscars ausgezeichnet, erschuf unzählige Kurzfilme, 18 Kinofilme, revolutionierte mehrere Maile den Trickfilm und legte mit dem Disneypark Kalifornien den Grundstein für insgesamt 13 Disneyparks. Die von ihm gegründete „Walt Disney Company“ produziert bis heute hunderte von Kinofilmen und ist das wertvollste Medienunternehmen der Welt.

 

Das Geheimnis seines Erfolgs

Als ein Pionier und Revolutionär des Trickfilms, hatte Walt Disney die herausragende Fähigkeit, Ideen und Träume, die in seiner Fantasie existierten, real werden zu lassen.
Einer seiner Trickfilmzeichner brachte Disneys Kreativitätsstrategie auf den Punkt:

„…there were actually three different Walts: the dreamer, the realist, and the spoiler.
You never knew which one was coming into your meeting.“

Disney wusste um die Kraft und Wichtigkeit jeder dieser drei Positionen: Ein Träumer ohne inneren Realisten und Kritiker verliert sich in den Sternen und wird nie etwas umsetzen, ein Realist ohne Träumer und Kritiker wird keine interessanten oder innovativen Dinge produzieren und ein Kritiker ohne Träumer und Realisten weiß zwar alles besser, hat aber nichts, worauf er sich beziehen kann. Jede dieser Positionen steuert mit ihrer eigenen, kreativen Art (zu träumen, Lösungen oder Fehler zu finden) notwendige Elemente zur Entstehung von etwas Neuem bei.

 

Das Wirkprinzip der Disney Strategie

Folgende Situation kennen viele: Man sitzt mit jemandem zusammen und schwärmt von einer tollen Idee, die einen fasziniert und inspiriert. Die Reaktion des Gegenübers fällt ungefähr so aus: „Wie willst du das denn finanzieren?“, „Hast du dir denn schon mal Gedanken gemacht, was deine Familie dazu sagt?“, „Was? Das willst du in deinem Alter noch machen?“ usw.

Dies geht natürlich auch ohne Gegenüber, ganz für sich allein in einem inneren Dialog. So neigen viele Menschen dazu, bei sich oder jemand anderem auf eine Idee oder einen Traum mit Kritik zu reagieren.

Solchen Situationen liegt ein schwerwiegendes Missverständnis zu Grunde: Träume an sich sind schutzlos und nicht dazu gemacht, kritisiert zu werden. Träume wollen umgesetzt und geplant werden. Der Umsetzungsplan dagegen kann und soll kritisiert werden, damit er besser, konkreter wird und der Traum Wirklichkeit werden kann.

Der entscheidende Punkt der Disneystrategie ist die Trennung und die Reihenfolge der drei Positionen: Träumer, Realist (Realisator) und Kritiker. Jede Position hat ihre Berechtigung und ihre Funktion. Diese können aber nur gewinnbringend genutzt werden, wenn sie in der entsprechenden Reihenfolge genutzt werden und jede Position genügend Zeit bekommt, ihr Potential auszuspielen.
Ohne Input von einem Träumer gäbe es für den Realisten nichts umzusetzen und wenn ein Kritiker sich auf einen Traum ohne Plan bezieht, hat der Traum dem nichts entgegenzusetzen und erscheint hilf- und schutzlos. Die Reihenfolge einer funktionieren Disney Strategie ist also Träumer, Realist, Kritiker. Die Aufgaben der Positionen sind:

  • Träumer – Inspirations- und Ideengeber
  • Realist – übersetzt die Ideen des Träumers in konkrete Handlungen
  • Kritiker – schaut als Außenstehender auf den Plan, prüft ihn auf Schwachstellen und gibt die Informationen an den Träumer weiter, der sich inspirieren lässt, wie er die Kritik in den Traum einbaut usw.

Walt Disney beherrschte jede dieser Rollen perfekt und richtete in seinen Studios drei Räume ein, die jeweils ausschließlich für eine einzige Aufgabe gemacht waren: Zum Träumen, zum Realisieren und zum Kritisieren.

 

Der Raum des Träumers

„Every film […] begins with the mind of the artist, the ideas, and they have to become manifest in drawings… And the first drawings are concepts, […] they call them at Disney inspirational sketches.
And these can go anywhere and the artists are free to just let their imaginations run.“

Disney begann mit täglichen Brainstorming Sitzungen, nachdem er durch Streitigkeiten eine erfolgreiche Cartoon-Figur und einen Teil seiner Angestellten verloren hatte, um schnell neue Ideen für Charaktere, Handlungen und Witze zu bekommen. Dies stellte sich als so fruchtbar heraus, dass er diese Praxis beibehielt und dem einen eigenen Raum widmete.

Der Raum des Träumers war ein großer, lichtdurchfluteter Raum mit großen Bildern der Ideen an der Wand. Hier war der einzige Auftrag Ideen zu generieren und das Einzige, was hier verboten war, war Kritik. Es gab also einen Raum, in dem jeder ihre oder seine Ideen und Gedanken mitteilen konnte und in dem sich die Ideen gegenseitig bereichern konnten. Hier wurde groß, fantastisch, absurd und frei gedacht und diese Ideen wurden in ersten Zeichnungen festgehalten.

Auch außerhalb des Raums des Träumers ermutigte Disney seine Mitarbeiter explizit dazu gute Ideen entstehen zu lassen und diese zu teilen:

„Disney had introduced a bonus system whereby anyone suggesting a gag that was used in a picture received five dollars and anyone providing an idea that formed the basis for an entire cartoon received a hundred dollars.“ (Finch, C.; The Art of Walt Disney; Harry N. Abrahms Inc. New York, New York, 1973, pp. 170-171)

Mit diesen ersten Ideen ging es dann weiter zum nächsten Raum:

 

Der Raum des Realisten

„At our studios, we don’t write our stories. We draw them!“ (Walt Disney)

Der Raum des Realisten, genannt „Story Room“, war ein praktisch eingerichteter Raum mit Zeichentisch, Stiften, Papier usw. Hier wurden erste grobe Schwarz-Weiß-Skizzen einer Idee angefertigt und an eine Wand geheftet. So konnten sie hin- und hergeschoben, überarbeitet und ersetzt werden, um möglichst schnell zu einer konkreten Umsetzung der Idee zu kommen.

Disney nannte dies „Storyboarding“. Hierbei geht es darum, einen Eindruck des Filmes zu bekommen, bevor die Endfassung des Films gezeichnet wird. Der Zweck ist mit möglichst geringem Aufwand ein detailliertes Bild des Filmes zu bekommen, also eine Grobfassung des Filmes, die leicht veränderbar ist.
Dazu wird die Filmidee in einzelne Szenen heruntergebrochen und die Essenz dieser Szenen mit geringem Aufwand gezeichnet. Diese Szenen wurden wieder unterteilt in einzelne Handlungen und dann die Bewegungen, so dass eine Art Comic entsteht, das den ganzen Film bis ins Detail darstellt.

„The next stage starts to pin down that story and the way they do it, and it was originated in the Disney Studios, was to use the storyboard. It‘s a cord board, in which individual sequential sketches are pinned up and looked at by the artists. And this is a wonderful fluid way, to see the whole sequence before you and to be able to change it immediately, and to move it around on the board and to sort of see if the narrative is flowing and see if the characters are developing in the way that you think they should.“

War das Storyboard für eine Szene fertig, wurde es als eine Art Diashow zu Film gebracht und in den nächsten Raum gebracht:

 

Der Raum des Kritikers

„When Walt Disney set up his studio in Burbank, there was a screening room with no air conditioning, causing the animators to sweat while their rough work was being critiqued. The room became known as the Sweatbox
and it became the name used for the process of reviewing the animation as it developed.“
(Quelle)

In der „Sweatbox“, einem kleinen stickig, heißen Vorführraum, in dem Produzenten, das Produktionsteam und die Abteilungsleiter dicht an dicht gedrängt saßen, wurde die Szene dann im Gesamtkontext betrachtet und diskutiert, was noch besser sein könnte bzw. was noch nicht perfekt ist.
Auf diese Weise war es möglich einen guten Eindruck der Szene zu bekommen und kostengünstig umzudisponieren und zu verbessern. Alle Kritikpunkte, die hier angeschnitten wurden und für die es keine direkte Lösung gab, wurden wieder in den Raum des Träumers gegeben, wo das Team gemeinsam Ideen entwarf, diese in den Raum des Realisten schickte usw.

Diese Herangehensweise war zur damaligen Zeit revolutionär und sorgte dafür, dass die Qualität der Disney Produktionen weitaus höher war, als die der Konkurrenz und kontinuierlich stieg.

„I think it is astounding that we were the first group of animators, so far as I can learn, who ever had the chance to study their own work and correct its errors before it reached the screen… every foot of rough animation was projected on the screen for analysis, and every foot was drawn and redrawn until we could say, „This is the best we can do.“ We had become perfectionists, and as nothing is ever perfect in this business, we were continually dissatisfied.“ (Walt Disney)

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Übung

Die Disney Strategie im Einzelsetting (Dauer: 5 Minuten – 5 Stunden je nach Thema)

Stelle drei Stühle in einem Dreieck auf und setze dich auf den ersten. Mache diesen Stuhl zu deinem Ort des Träumers und schnapp dir ein Ziel, das du verfolgst. Nun erinnere dich an eine Situation, in der du inspiriert warst, große Pläne geschmiedet hast, sich Ideen und Gedanken miteinander verwoben und gegenseitig bereichert haben. Mach dir kurz bewusst, wo du zu diesem Zeitpunkt warst, was du gesehen hast, gehört hast und wie sich dein Körper angefühlt hat.

Wenn du dann in diesem Zustand bist, verbinde deinen Zustand mit dem Platz, an dem du sitzt und denke in diesem Zustand an dein Ziel. Frage dich:

  • Was ist es, was du erreichen möchtest? Angenommen, du möchtest etwas nicht mehr tun, was ist dann stattdessen da?
  • Woran wirst du erkennen, dass du es erreicht hast?
  • Was ist dir an deinem Ziel wichtig? Wofür lohnt es sich, das zu machen?
  • Was wird dir möglich, wenn du dieses Ziel erreichst?

Denke solange über das Ziel / die Idee nach, bis sich ein konkretes Bild ergibt.

Setze dich auf den zweiten Stuhl und mache ihn zu deinem Stuhl des Realisators. Denke nun an eine Situation, in der du dir schnell und pragmatisch einen Plan zur Umsetzung einer Idee gemacht hast. Erinnere dich an die Situation und mach dir noch einmal bewusst, wo du warst, was du gesehen hast, was du gehört hast und wie sich dein Körper angefühlt hat.
Wenn du dann in diesem Zustand bist, verbinde ihn mit dem Platz, an dem du bist. Denke nun an den Traum, den du auf dem Platz des Träumers geträumt hast. Frage dich:

  • Einfach einmal angenommen, es ist möglich diese Idee umzusetzen. Wie genau willst du diese Idee umsetzen?
  • Was sind die Hauptschritte, die dem Traum vorausgehen? Was sind die kleineren Schritte? Gehe vom Groben ins Feine.
  • Wann und wie würdest du die einzelnen Schritte angehen?
  • Was wäre der erste Schritt? Was der zweite? usw.

Gehe den Plan solange durch, bis er für dich stimmig ist.

Nimm den dritten Stuhl und stelle ihn ein bisschen weiter weg, so dass es möglich ist, mit ein bisschen Distanz auf die Positionen des Realisten zu schauen.
Setze dich und erinnere dich an eine Situation, in der du gutes, ehrliches und wertvolles Feedback gegeben hast und die Schwachstellen eines Plans erkannt und benannt hast. Erinnere dich an die Situation und mache dir noch einmal bewusst, wo du warst, was du gesehen hast, was du gehört hast und wie sich dein Körper angefühlt hat.
Wenn du dann in diesem Zustand bist, verbinde diesen Zustand mit dem Platz, an dem du bist und denke in diesem Zustand an den Plan. Frage dich nun:

  • Was sind die Schwachstellen des Plans?
  • Woran wurde noch nicht gedacht? Was wurde übersehen?
  • Falls andere in den Plan involviert sind (Kunden, Partner, Freunde, Familie): Wie werden diese reagieren? Was haben sie davon?
  • Wie wird dein Umfeld reagieren?
  • Welche Vorteile hat die Situation, wie sie jetzt ist? Werden diese Vorteile erhalten bleiben?
  • Unter welchen Umständen möchtest du diesen Plan nicht umsetzen?

Gehe nun mit diesen Einwänden wieder auf den Platz des Träumers, begib dich in den entsprechenden Zustand und denke darüber nach, wie diese Einwände integriert werden könnten. Gehe mit dieser Idee dann zum Realisten, der die Idee in den Plan integriert und bringe diesen dann wieder zum Kritiker usw.
Beende diesen Ablauf entweder auf der Position des Träumers, des Realisten oder des Kritikers, dem nichts mehr einfällt.

Videos

Was können wir von Disney lernen?

Hier eine Zusammenfassung der entscheidenden Punkte der Disneystrategie:

  • Wenn du einen Traum hast, gib ihm Raum und schmücke ihn aus.
  • Kritisiere niemals einen Traum! Träume sind schutzlos. Kritik ist für Pläne.
  • Mache dir einen möglichst konkreten Plan für die Umsetzung des Traums. Gehe vom Großen ins Kleine.
  • Wenn der Plan gut ist, schau nochmal mit etwas Abstand drauf und finde seine Schwachstellen.
  • Entscheidend ist die Reihenfolge: Träumer, Realist, Kritiker.
  • Alle Positionen haben ihre Stärke und Berechtigung. Nur zu dritt sind sie vollständig.
  • Wenn du die Möglichkeit hast: Gestalte dir verschiedene Orte, die du mit dem Zustand des Träumers, Realisten und Kritikers verbindest. So lernst du schnell, die drei Rollen auseinander zu halten.
„All our dreams can come true, if we have the courage to pursue them.“
Walt Disney

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