Kommunikation in Beziehungen

von | 13. Jan 2021

Vor einiger Zeit haben wir über Kommunikationsmodelle und NLP geschrieben. In diesem Artikel wollen wir dir einige Kommunikationsmodelle für Beziehungen näherbringen. Denn besonders in Paarbeziehungen hat Kommunikation einen großen Einfluss auf die Qualität und Zufriedenheit mit der Beziehung. Wir stellen dir sowohl Kommunikationsmodelle und -ansätze vor, die man in Beziehungen vermeiden sollte, als auch Möglichkeiten die Kommunikation in Beziehungen zu verbessern und damit auch die Beziehung selbst zu stärken.

Die Apokalyptischen Reiter nach John Gottman

John Gottman, weltweit bekannter Beziehungsforscher und Paartherapeut, hat in seiner jahrelangen Forschung untersucht, was stabile Beziehungen von Beziehungen, die scheitern, unterscheidet und was glückliche Paare anders machen, als unglückliche. Eine Quintessenz seiner Forschung sind die 5 Apokalyptischen Reiter, fünf Kommunikationsmuster in Streitgesprächen. Gottman nennt sie Apokalyptische Reiter, weil sie Boten für das Ende einer Beziehung sind. Kurzfristig führen die Apokalyptischen Reiter meist zu einer Eskalation des Streits und langfristig können sie bis zur Trennung führen.

Bevor die 5 Apokalyptischen Reiter Einzug halten, gibt es oft noch einen Auftakt von Streitgesprächen, der diese nahezu einlädt – der grobe Auftakt von Diskussionen. Diesen Part übernimmt oftmals die Frau, die gereizt, anklagend oder wütend eine Diskussion beginnt. Damit sind die Türen geöffnet für den Auftritt der 5 Apokalyptischen Reiter. Die 5 Apokalyptischen Reiter sind:

  1. Kritik und Klagen
    Beschwerden beziehen sich nicht mehr auf ein konkretes Verhalten, sondern werden zu Schuldzuweisungen, Anklagen, destruktiver Kritik oder generellen Verurteilungen des Partners. Diesen Apokalyptischen Reiter erkennt man z.B. an Formulierungen wie „immer“, „alles“, „nie“ oder „du bist“.
  2. Rechtfertigung
    Die Kritik des Partners wird abgewehrt und es wird mit heftigen Vorwürfen gekontert und der eigene Anteil am Konflikt wird geleugnet.
  3. Verachtung, Zynismus oder Spott
    Nicht nur Verteidigung, sondern Verletzung und Geringschätzung des Partners durch Verachtung wie Sarkasmus, Ironie, Spott, Zynismus, Verfluchen, Augenrollen, Verhöhnen oder abschätzigem Humor.
  4. Mauern, Schweigen oder Rückzug
    Reaktion mit Mauern, Schweigen oder Rückzug. Es wird Gleichgültigkeit signalisiert. Der Partner zieht sich zurück, reagiert nicht mehr oder verlässt die Situation. Dieses Verhalten zeigen Männer durchschnittlich häufiger.
  5. Machtdemonstration
    Die eigene Macht wird demonstriert (oft zur Abwehr eigener Ohnmachtsgefühle) und der eigene Wille wird durchgesetzt.

Diese fünf negativen Kommunikationsformen führen schnell zu emotionaler Überflutung und körperlichen Stressreaktionen innerhalb von Diskussionen, sodass die Partner rein körperlich nicht mehr in der Lage sind, konstruktiv miteinander zu kommunizieren. Gottman empfiehlt dann mindestens 20 Minuten Pause zu machen, damit sich die freigesetzten Stresshormone abbauen können und eine Kommunikation wieder möglich wird. Jetzt, wo du die Apokalyptischen Reiter kennst, ist es lohnenswert diese bei sich selbst und seinem Partner zu beobachten. Schon das Erkennen der Apokalyptischen Reiter kann zu einer Veränderung führen.

Die Gottman-Konstante

Neben den Apokalyptischen Reitern hat Gottman außerdem grundsätzliche Unterschiede in der Kommunikation von Paaren untersucht. Dabei hat er festgestellt, dass glückliche Paare ein Verhältnis von 5 positiven Interaktionen zu 1 negativen Interaktion zeigen. Das ist die sogenannte Gottman-Konstante. Interaktionen meinen in diesem Sinne nicht nur Worte, sondern auch Mimik, Gestik, körperliche Zuneigung und andere Interaktionen. Bei Paaren, die auf eine Trennung bzw. Scheidung zusteuern, liegt das Verhältnis bei 0,8 positiven Interaktionen zu 1 negativen Interaktion.

Wenn man sein Verhältnis von positiven zu negativen Interaktionen verbessern will, kann man also bewusst darauf achten, dem Partner Komplimente zu machen, ihm mitzuteilen, wenn einen etwas gefreut hat oder man etwas bewundernswertes an seinem Partner beobachtet hat. Auch ein Lächeln, eine Umarmung oder ein bewusster Blickkontakt stellen positive Interaktionen dar.

Dreifaches Gift und Dreifaches Gold

Dreifaches Gift und dreifaches Gold sind die Essenz der Untersuchung der damals dreißigjährigen Partnerschaft von Michael Lukas Moeller und Cèlia Maria Fatia. Michael Lukas Moeller war ein deutscher Psychotherapeut und viel-gelesener Paar-Experte. Wahrscheinlich kennst du es auch aus eigener Erfahrung, dass es Verhaltensweisen gibt, die für eine Beziehung wie Gift sind und Verhaltensweisen, die eine Beziehung metaphorisch vergolden. Moeller nennt sie dreifaches Gift und dreifaches Gold. Momente die dafür sorgen, dass die Beziehung langfristig untergeht oder dass sie gestärkt wird.

Bringt man es auf den Punkt, dann sind die drei wesentlichen Förderer einer guten Partnerschaft, also das dreifache Gold:

  • Selbsterläuterung, um dem Partner ein Verständnis von sich selbst und der eigenen Person zu ermöglichen
  • Geben von positivem Feedback
  • Äußern von Verhaltenswünschen, das heißt mitteilen, wie man sich das Verhalten des Partners oder der Partnerin in einer heiklen Lage der Beziehung am liebsten wünscht

Das dreifache Gift, also die geheimen Verderber einer Partnerschaft sind:

  • Stille Erwartungen an den Partner und sein Verhalten
  • Einsame Entscheidungen, ohne den Partner mit einzubeziehen
  • Verwechseln der eigenen Erlebniswirklichkeit mit der Realität

In einer Partnerschaft gibt es eine Vielzahl von Momenten, in denen man entweder mit Gold oder mit Gift reagieren kann. Je nachdem, welche Elemente mehr vorkommen, beeinflusst das die Zufriedenheit in einer Partnerschaft. Die Zwiegespräche nach Moeller sind eine Möglichkeit, um das Aufdecken von giftigen Elementen zu unterstützen.

Zwiegespräche nach Michael Lukas Moeller

1996 ermittelte das Bundesministerium für Familie, dass deutsche Paare nur etwa zwei Minuten pro Tag miteinander über wesentliche persönliche Dinge reden und eine amerikanische Studie kam für amerikanische Paare auf etwa 5 Minuten. Dabei ist für eine glückliche Beziehung eine gute Freundschaft und ein wirkliches Verständnis vom Partner und seinem Leben eine wichtige Basis. Dass man also von seinen Wünschen, Hoffnungen, Ängsten, Erwartungen und dem, was ihn aktuell bewegt, weiß, stärkt die Beziehung. Um solch eine wesentliche Kommunikation zu fördern, entwickelte Michael Lukas Moeller die Zwiegespräche.

Zwiegespräche sind Gespräche, die bewusst geplant werden, mit dem Ziel, der Beziehungslosigkeit in einer Beziehung entgegenzuwirken. In Zwiegesprächen erzählt man seinem Partner von sich, seinem Leben und dem eigenen Erleben der Beziehung. Es geht darum, die Partner-Landkarte aktuell zu halten, wie es der Beziehungsexperte John Gottman sagen würde. Also auf dem Laufenden zu bleiben, was den Partner in seinem Leben bewegt, wie es ihm geht und was ihn beschäftigt. Wenn Paare frisch verliebt sind, ist es oft noch selbstverständlich mit dem Partner über alles zu reden. Beide Partner sind neugierig und interessiert am anderen und können sich stundenlang miteinander unterhalten. Doch mit der Dauer der Beziehung und der Abnahme der Verliebtheitshormone nimmt dieses Interesse und die Anzahl von tiefen Gesprächen meist ab. Man denkt, man kennt den anderen und verpasst dabei, dass der andere sich verändert und entwickelt. Irgendwann bleibt Sprachlosigkeit und Unwissen über den Partner und sein Leben zurück. Im schlimmsten Fall fühlt man sich nicht mehr verstanden und fängt an, sich allein zu fühlen und ist enttäuscht vom Partner. Genau diesem Prozess setzen die Zwiegespräche etwas entgegen.

So funktionieren Zwiegespräche:

  • Trefft euch einmal die Woche für 60 – 90 Minuten zu einem Zwiegespräch. Beginnt pünktlich und hört nach der vereinbarten Zeit auf. Handhabt diesen Termin wie einen wichtigen Termin, der nicht verschoben wird oder ausfällt. Haltet diese Zeit frei von Störungen und Ablenkungen. Handys und digitale Geräte werden am besten ausgeschaltet.
  • Sucht euch einen Platz, an dem ihr euch wohlfühlt und wo ihr entspannt miteinander ins Gespräch kommen könnt. Schön ist es, wenn ihr euch für die Zwiegespräche ansehen könnt.
  • Das Ziel der Zwiegespräche ist, seinem Partner ein Selbstportrait von sich zu zeichnen und ihm von sich zu erzählen, davon wer man ist, was einen bewegt, was man sich wünscht, wovor man Angst hat, was einen beschäftigt und wie man sich, seinen Partner, die Beziehung und sein Leben derzeit erlebt.
  • Die ersten 15 Minuten erzählt der eine, anschließend der andere und so weiter im Wechsel, bis man 60 oder 90 Minuten miteinander gesprochen hat. Wenn einer erzählt, dann hört der andere nur zu. Es gibt keine Nachfragen, Kommentare, Ratschläge oder Bemerkungen. Wenn der Redner nichts mehr zu erzählen hat, kann er schweigen. Es ist seine Entscheidung, wie er seine Redezeit verwendet. Die einzige Bedingung ist, beim Partner zu bleiben und nicht wegzugehen oder etwas anderes zu machen. Es wird empfohlen, dass man beim Erzählen versucht möglichst konkret und bei sich zu bleiben. Interpretationen, Vorwürfe, Schuldzuweisungen oder Unterstellungen sollte man vermeiden und lieber anhand von konkreten Situationen das eigene Erleben beschreiben.
  • Auch nach dem Zwiegespräch wird dieses nicht nachbesprochen oder kommentiert. Es bleibt einfach für sich stehen.

Zwiegespräche wirken, weil sie die Beziehung vertiefen. Man lernt bei sich zu bleiben und den Partner in seiner Andersartigkeit anzunehmen. Und dies kann nur durch Regelmäßigkeit passieren. Wenn man als Paar merkt, dass man beginnt Zwiegespräche ausfallen zu lassen, zu verschieben oder zu verkürzen, dass man von einem Zwiegespräch in Smalltalk abgleitet oder diese als vermeintliche Pflicht angesehen werden, die man schnell noch beim gemeinsamen Einkaufen oder im Auto erledigt, sollte man genau darüber sprechen, vielleicht sogar in Form eines Zwiegesprächs.

5 Sprachen der Liebe nach Gary Chapman

Mit den fünf Sprachen der Liebe hat der Paartherapeut Gary Chapman ein Modell entwickelt, das simpel und gleichzeitig erkenntnisreich ist. Hinter den 5 Sprachen der Liebe steckt die Idee, dass man seine Liebe und Zuneigung auf unterschiedlichen Wegen ausdrücken kann und Menschen unterschiedliche Sprachen der Liebe sprechen. Deshalb hat er fünf Beziehungssprachen benannt, die in Partnerschaften gesprochen werden:

  • Worte
  • gemeinsame Zeit
  • Geschenke
  • Hilfe & Unterstützung
  • körperliche Zuwendung

Die Sprachen erscheinen dir sicher recht naheliegend. Das Charmante an diesem Modell sind jedoch gar nicht so sehr die 5 Sprachen, sondern die Spielarten, die damit einhergehen. Chapman geht davon aus, dass jeder Mensch eine „Muttersprache“ hat, die er am liebsten spricht und eine Sprache, die er besonders gut versteht. Wenn in einer Beziehung nun unterschiedliche Sprachen aufeinandertreffen, kann dies zu Problemen führen, weil man die Liebeserklärungen vom anderen nicht hört. Wenn ein Partner seine Liebe bevorzugt in Form von körperlicher Zuwendung ausdrückt, der andere aber am besten Worte hört, wird dieser immer das Gefühl haben, dass sein Partner ihm ja nie sagt, dass er ihn liebt. Dabei tut er es – nur sagt bzw. zeigt er es in einer anderen Sprache. Vielleicht fragst du dich einmal, welche Sprache dir am einfachsten „über die Lippen kommt“ und deine Muttersprache ist. Und auf welche Sprache, du am besten hörst. Oft erkennt man dies gut daran, wenn man sich jeweils vorstellt, der Partner würde eine der Sprachen überhaupt nicht benutzen. Bei welcher würde es dir am schwersten fallen, trotzdem noch zu glauben, dass dein Partner dich liebt?

Wir hoffen, wir konnten dir damit einige Anregungen für deine Partnerschaft mitgeben. Viele der vorgestellten Modelle kann man, vielleicht in etwas abgewandelter Form, übrigens auch auf andere Beziehungen anwenden – in der Beziehung zu seinen Eltern, seinen Kindern, anderen Verwandten, Freunden, vielleicht sogar bei Kollegen oder dem Chef. Viel Spaß beim Beobachten und Ausprobieren!

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