Die 4 Wahrnehmungspositionen
Wie kann man durch Wahrnehmungspositionswechsel Probleme lösen?
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Die dissoziierte Sichtweise bringt durch die Außensicht eine neue Perspektive, in der es einfacher ist, sich von den Emotionen zu lösen.
Die vier Wahrnehmungspositionen
Die vier Wahrnehmungspositionen ermöglichen es uns, eine Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu sehen und verschiedene Positionen innerhalb der Situation einzunehmen. Während die meisten Menschen im Alltag vor allem die erste Wahrnehmungsposition erleben (die Ich-Perspektive), verpassen sie die Möglichkeit, die drei weiteren Perspektiven wahrzunehmen.
Der Wechsel der Wahrnehmungspositionen erweitert unser Blickfeld, verändert unsere bisherige Sichtweise und wir entdecken Details und neue Sichtweisen, die wir noch nicht bedacht haben. So entsteht ein vollständigeres und ressourcevolleres Abbild der Situation.
Was sind die 4 Wahrnehmungspositionen?
Die vier Positionen beziehen sich auf eine Situation, in der du und eine weitere Person beteiligt sind.
Die vier Wahrnehmungspositionen sind:
„Jedes menschliche Verhalten ergibt einen Sinn, wenn es im Kontext der geistigen Landkarte der betreffenden Person gesehen wird.“
1. Ich-Position / Erste-Person-Perspektive: Du siehst aus deinen Augen, wie du die Dinge tust. Diese Wahrnehmungsposition ist die Art und Weise mit der die meisten Menschen im Alltag durchs Leben gehen. Im NLP sagen wir auch, wir sind in dieser Position voll assoziiert.
2. Du-Position / Zweite-Person-Perspektive: Diese Position ist die einer anderen beteiligten Person. Du siehst dich selbst aus der Perspektive eines / einer Anderen. In dieser Position sind wir von uns selbst dissoziiert und mit der anderen Person assoziiert.
3. Beobachter / Metaposition / Dritte-Person-Perspektive: In dieser Position bist du nicht aktiv beteiligt und schaust von außen auf die Situation. Wenn wir davon sprechen eine Situation dissoziiert zu erleben, meinen wir genau das. Wir sehen eine Situation von außen, sehen, wie die Menschen sich in dieser Situation verhalten und hören, was sie sagen. Wenn du diese Position einnimmst, ist es üblicherweise hilfreich in die Position eines wohlwollenden neutralen Beobachters zu gehen.
4. Die Position des übergeordneten Ganzen: Diese Position ist eine Erweiterung der drei klassischen Wahrnehmungspositionen und betont den spirituellen Aspekt. Während die dritte Position, die eines neutralen Beobachters ist, ist die vierte je nach Glaube, die Sicht des großen Ganzen, die Sicht Buddhas, der kosmischen Einheit, Gottes, Allahs, des Universums usw. Hier geht es um eine allumfassende Sicht auf die Dinge, die natürlich von Person zu Person anders benannt werden kann.
Wofür können die vier Wahrnehmungspositionen genutzt werden?
Die Gegenwart nehmen wir in der Regel aus der ersten Wahrnehmungsposition wahr. Situationen, die wir erinnern oder uns vorstellen, meist aus der ersten oder dritten Wahrnehmungsposition. Das Entdecken der anderen beiden Positionen kann sehr bereichernd sein und unser Verständnis einer Situation vervollständigen.
Im Coaching benutzen wir die erste Wahrnehmungsposition, um die Emotionalität zu steigern und zu intensivieren (in der Regel mit ressourcevollen Situationen).
Die zweite Wahrnehmungsposition wird genutzt, um einen Einblick in die Landkarte der anderen beteiligten Person zu bekommen (es kann auch mehrere zweite Positionen geben, wenn mehrere Menschen beteiligt sind).
Paul Watzlawick verweist auf einen Wissenschaftler, der postulierte, dass eine Verhandlung erst dann begonnen werden sollte, wenn jede Partei die Position der anderen Seite zu ihrer vollsten Zufriedenheit wiedergeben kann. Um das machen zu können, muss die zweite Wahrnehmungsposition erkundet werden.
Die dritte Wahrnehmungsposition (auch Metaposition oder dissoziierte Sichtweise genannt) wird genutzt, um Distanz zu schaffen und eine neutrale Perspektive einnehmen zu können. Aus dieser Position heraus können die Spielregeln in der Beziehung zwischen den Beteiligten beschrieben und das eigene Verhalten reflektiert werden.
Die vierte Position kann dazu genutzt werden, spirituelle Ressourcen zu aktivieren und das Verständnis für übergeordnete Zusammenhänge, das große Ganze und das Wesentliche zu stärken.
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Übungen
1. (Dauer 10-20 Minuten) Jetzt wird es interessant: Nimm dir einen kleinen Konflikt mit einer Person, bei der du voll und ganz der Meinung bist, dass du Recht hast, aber gleichzeitig ein aufrichtiges Interesse daran hast, einen vollständigeren Einblick in die Situation zu bekommen.
Erinnere nun die Situation vor deinem mentalen Auge. Für den Fall, dass du die Situation dissoziiert (also von außen) wahrnimmst, schwebe in die erste Wahrnehmungsposition hinein.
Erste Wahrnehmungsposition: Mach dir kurz bewusst, was du in dieser Situation siehst. Nimm dein Umfeld wahr und die andere Person. Was kannst du in der Situation hören? Was sagst du? Was sagt dein Gegenüber? Was sagst du dir vielleicht innerlich? Und was für Emotionen kannst du spüren? Was macht diese Situation mit dir? Wie ist deine Beziehung zu deinem Gegenüber?
Wenn du die Situation präsent hast, stelle dir nun folgende Fragen: Was ist deine Absicht, mit der du in diese Auseinandersetzung gegangen bist? Was willst du erreichen? Menschen würden nicht streiten, wenn es nicht etwas gäbe, was ihnen in diesem Moment wichtig ist. Bedenke auch deine Beweggründe. Aus welcher Landkarte heraus hast du so gehandelt, wie du gehandelt hast?
Wenn du das gemacht hast, schwebe aus dir heraus, so dass du die Situation von oben sehen kannst. Lasse dabei alle Emotionen und Gedanken unten und schwebe dann in die Position der anderen Person.
Zweite Wahrnehmungsposition: Gehe in die Position deines Gegenübers. Mache dir bewusst, was es aus dieser Position heraus zu sehen gibt. Wie sieht das Umfeld aus dieser Position heraus aus? Wie siehst du, jetzt in der Position deines Gegenübers, dich selbst in dieser Situation? Was gibt es zu hören? Was sagst du als dein Gegenüber in dieser Situation, was hörst du? Kommen die Worte an? Vielleicht hast du auch eine Idee, was der innere Dialog in diesem Moment ist. Und dann nimm die Emotionen wahr, die hier aufkommen. Wie fühlst du dich, was macht die Situation mit dir? Wie ist die Beziehung zu deinem Gegenüber?
Stelle dir auch hier die folgenden Fragen: Was ist deine Absicht, mit der du in diese Auseinandersetzung gegangen bist? Was willst du erreichen? Menschen würden nicht streiten, wenn es nicht etwas gäbe, was ihnen in diesem Moment wichtig ist. Bedenke deine Beweggründe. Aus welcher Landkarte heraus hast du so gehandelt, wie du gehandelt hast? Welche Ereignisse hat es in deinem Leben gegeben, die dazu geführt haben, dass du nun so handelst?
Wenn du das gemacht hast, schwebe aus dir heraus, so dass du die Situation von oben sehen kannst. Lasse dabei alle Emotionen und Gedanken unten und schwebe dann in die Position des neutralen Beobachters, aus der du die ganze Situation in einem angenehmen Abstand beobachten kannst.
Dritte Wahrnehmungsposition: Betrachte die Situation nun von außen, aus der Position eines allparteilichen wohlwollenden Beobachters. Schau dir die beiden Menschen an und nimm wahr, was sie zueinander sagen und wie sie sich verhalten. Während du dir das Ganze von außen anschaust, mache dir noch einmal bewusst, was die Beweggründe der beiden Menschen sind und was sie jeweils erreichen wollen. Bringt sie ihr Verhalten dem näher, was sie erreichen wollen oder eher weiter weg? Was wären jeweils mögliche, alternative Verhaltensweisen? Betrachte die Beiden auch im Kontext ihrer Lebensgeschichte und der Ereignisse, die dazu geführt haben, dass sie die sind, die sie sind.
Gibt es in der Beziehung der beiden wiederkehrende Muster oder Spielregeln? Inwieweit führt das Verhalten des einen dazu, dass der andere seine Verhaltensweisen aufrecht erhält? Was wären Alternativen?
Vierte Wahrnehmungsposition: Wenn du Antworten auf diese Fragen gefunden hast, gehe in die Position des übergeordneten Ganzen. Schwebe weiter nach oben, so dass du den Ort des Geschehens von weit oben sehen kannst. Du schwebst immer höher und höher, bis das, was da unten geschieht nicht mehr so wichtig ist. Dann schwebe noch höher, bis du die Erde als Planeten betrachten kannst, dann unser Sonnensystem, die Milchstraße, die Galaxie, die Galaxien und das ganze Universum (tu einfach so, als ob du es könntest).
Und nun nimm mal von hier aus wahr, was für Gedanken dir aus dieser Position heraus kommen, wenn du an die Situation denkst. Wie relevant erscheint der Streit von hier aus. Ist er wesentlich? Welche alternativen Verhaltensweisen für die Beiden gibt es aus dieser Position?
Wenn du das gemacht hast, komme wieder ganz ins Hier und Jetzt. Nimm dir kurz Zeit und denke dann nochmal an die Situation. Gibt es Veränderungen? Erkenntnisse? Verständnis?
2. Wenn du Aufgabe 1 gemacht hast, nutze deine Fähigkeit zum Wahrnehmungspositionswechsel im Alltag. Wenn du einen Konflikt mit einer anderen Person hast, wechsle kurz in seine Wahrnehmungsposition oder eine der anderen Positionen. So kommen dir schnell neue Ideen im Umgang mit der Person und ein grundsätzliches Verständnis.
3. Gehe verschiedene Situationen in deinem Leben durch und mache den Ablauf aus Übung 1. Auch für Situationen, in denen du dir selbst nicht verzeihen kannst oder in denen du Entscheidungen getroffen hast, mit denen du haderst, bietet sich der Positionswechsel an. Hierbei kannst du einen Wahrnehmungspositionswechsel in dein damaliges Ich hinein machen und aus heutiger Sicht Verständnis für dich selbst entwickeln.
Videos
- Virginia Satir wird zu ihren Ansichten interviewt. In diesem Interview gibt es viele Anekdoten, einen Einblick in ihre Denkweisen und vor allem zeigt sich ihre unglaublich wertschätzende Einstellung gegenüber allem Menschlichen. Beachte auch ihre Fähigkeit sich in andere Menschen hineinzuversetzen.
(30 Minuten – https://www.youtube.com/watch?v=VcnW_3Z0Fm4)
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