Reframing: Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade daraus

von | 12. Apr 2022

„Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade daraus.“

Einer meiner Lieblingssprüche. Egal, was das Leben so mit sich bringt, die Wahrheit ist: Es ist immer besser, die Zitronen anzunehmen, und das Beste daraus zu machen. 

Und es gibt eine Reihe solcher Weisheiten: 

  • „Das, was passiert, ist das einzige, was passieren konnte.“
  • „Diese Person ist dir aus einem bestimmten Grund begegnet. Damit du lernen konntest, was du solltest.“
  • „Jeder Moment, in dem etwas beginnt, ist der richtige Moment.“ 
  • „Wenn ein Mensch mit dir über seine Probleme spricht, jammert er nicht, er vertraut dir.“ 
  • „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“ 

All das ist Reframing! Aber die Weisheiten an sich sind erstmal ziemlich sinnlos, wenn man sie nicht wirklich glaubt. „Limonade aus den Zitronen machen“ – ist leichter gesagt als getan, oder? Wie genau kommt man also zu seiner Zitronenlimonade?

Das Rezept dazu liefert Reframing aus dem NLP. 

Was ist Reframing?

Reframing ist, wenn du einem unerwünschten Verhalten, einer Situation oder einer Eigenschaft, etwas Positives, eine positive Absicht unterstellst oder das Gute darin siehst.

Reframing bedeutet wortwörtlich so viel wie „einen anderen Rahmen um etwas machen.“

Und dieser Rahmen bietet einen anderen Kontext, eine andere Bedeutung oder Fokus. 

So wie ein Bilderrahmen dem, was du auf einem Bild sehen kannst, Grenzen auferlegt, tun das nämlich auch deine Überzeugungen. 

Diese Überzeugungen können dich entweder beschränken oder aber, dir neue Möglichkeiten eröffnen. Und: Wenn du nochmal zurückdenkst, an die Zitronen. 

Wenn dir etwas Negatives passiert: 

  • Reagierst du so, dass es dich einschränkt oder versuchst du zu sehen, welche Möglichkeiten sich daraus für dich ergeben? 
  • Sind die Einschränkungen überhaupt wahr? 

Beim Reframing entscheidest du, was ein Ereignis für dich bedeutet. Wenn etwas schiefgeht, suchst du nach dem Guten an der Situation und schenkst diesem die größte Aufmerksamkeit. 

Das Ändern des Rahmens einer Erfahrung kann einen großen Einfluss darauf haben, wie du diese Erfahrung wahrnimmst, interpretierst und darauf reagierst. 

Im NLP gibt es zwei Grundformen von Reframings: Inhalts- oder Bedeutungs- sowie Kontext-Reframing.

1. Bedeutungsreframing  

Beim Bedeutungsreframing gibst du einer Sache eine andere Bedeutung. Z. B. dadurch, dass du mehr über eine Sache in Erfahrung bringst und andere Informationen über etwas bekommst.

  • „Was könnte das sonst bedeuten?“
  • „Inwiefern könnte dies positiv oder eine Ressource sein?“

Der Inhalt oder die Bedeutung einer Situation wird dadurch bestimmt, worauf du dich fokussierst. 

Wenn z. B. der Strom ausfällt, kannst du das nur als kleine Störung sehen oder als mittelschwere Katastrophe, wenn du ein wichtiges Meeting hast und dein Laptop nicht geladen ist. 😣

Was ist aber das Positive daran?

Du könntest es sogar als eine Möglichkeit sehen, mal „abzuschalten“ und die Ruhe zu genießen – ohne irgendwelche elektrischen Geräte zu nutzen.

Wenn du ein gesundheitliches Problem hast (einschließlich Phobien und Allergien), fragst du dich mit dem Reframing: “Ist dieses Problem in irgendeiner Weise nützlich für mich?“ 

Vielleicht bringt dich deine Gesundheit dazu, klarere Grenzen zu setzen, öfter mal “Nein“ zu sagen, oder dir häufiger eine Auszeit zu nehmen.

Auf die eine oder andere Weise hast du das bestimmt auch schonmal erlebt, dass sich etwas, was dich mental belastet, auf deine Gesundheit ausgewirkt hat. 

Im NLP nutzen wir das Six-Step-Reframing dann dazu, das positive Verhalten hinter dem gesundheitlichen Beschwerdebild zu identifizieren und dem Teil, der für dieses Symptom verantwortlich ist, andere Verhaltensweisen vorzuschlagen. 

Wenn dies der Fall ist, könntest du z. B. fragen: “Gibt es eine andere Möglichkeit, dasselbe Ergebnis zu erzielen, ohne dass ich das körperliche Problem haben muss?“ 

Und vielleicht verschwindet das körperliche Problem dann. 

Um einer Situation eine andere Bedeutung zu geben, erinnere dich an die NLP-Grundannahme “Jedes Verhalten hat eine positive Absicht“ und stelle dir Fragen wie: 

  • Welche andere Bedeutung könnte das Verhalten einer anderen Person haben? 
  • Oder zu welchem ​​Zweck tut ein Mensch etwas? 
  • Was ist die positive Absicht hinter diesem Verhalten?

2. Kontextreframing

Kontextreframing ist ein anderer Rahmen in Bezug auf den Kontext, in dem das Verhalten einer Person, dir selbst, oder vielleicht eines Coachees in einen anderen Zusammenhang gestellt wird. 

Wenn du den Kontext reframst, kannst du verdeutlichen, dass das in einem bestimmten Kontext als problematisch empfundene Verhalten, in einem anderen Kontext angemessen oder sogar hilfreich ist. 

Fragen, um den Kontext zu reframen sind: 

  • „In welchem Kontext könnte dieses Verhalten nützlich sein?“
  • „In welcher Situation könnte das Verhalten positiv oder eine Ressource sein?“

Die Bedeutung eines Verhaltens wird dadurch bestimmt, in welchem Kontext es stattfindet. 

Ist z. B. eine Person nur schwer oder gar nicht in der Lage, an einer Sache dranzubleiben? Diese Eigenschaft ist da positiv, wo Flexibilität und das Vermögen, schnell umzudenken notwendig sind. 

Das Kontextreframing hilft dir auch dabei, Menschen in deinem anderen Licht zu sehen, deren Verhalten du nicht verstehst oder das dich triggert. Findest du, jemand ist eine „Labertasche?“ Vielleicht ist dieser Mensch in einem anderen Kontext, z. B. in einer TV-Sendung, ein guter Moderator.

Reframing-Übung

Um Reframing besser zu verstehen, mach einmal die folgende kurze Übung: 

  1. Finde eine Sache, die du an dir nicht magst …
  2. Formuliere diesen Satz als „Ich bin …“ Glaubenssatz
  3. Was ist das Gute daran?
  4. In welchem Kontext ist diese Eigenschaft hilfreich? 
  5. Formuliere diesen Satz als „Ich bin …“ Glaubenssatz 

Ich bin z. B. nicht gut darin, gute Abschlüsse und Fazits zu schreiben. Das lässt den Leser aber mit der Aufgabe zurück, selbst zu durchdenken, in welchen Kontexten er Reframing einsetzen kann. 

In diesem Artikel hast du das Kontext- und Bedeutungsreframing kennengelernt und du weißt nun, wie du etwas positiv formulieren und etwas Gutes an einer Sache finden kannst. Neben der Arbeit an deinen eigenen Überzeugungen, kannst du Reframing auch in der Coaching-Arbeit einsetzen. Und damit unterstützt du deine Klienten darin, neue Sichtweisen auf Probleme zu finden. 

In unserer Coachingausbildung in Berlin lernst du, wie du als Coach deinem Coachee einen neuen Rahmen für die Bewältigung seiner Probleme anbieten kannst. Reframing versetzt deinen Coachee in die Lage, lösungsorientiert zu denken und eine schwierige Situation in einem anderen Licht zu sehen. Die Fragen helfen, die bestehenden Rahmenbedingungen infrage stellen oder auch, die dahinter liegenden Bedürfnisse und Motivationen zu ergründen. Viele Reframingansätze kannst du auch in unserem Artikel zu den Sleight of Mouth Patterns finden.

coachausbildung

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2 Kommentare

  1. Toller Blog! Das Thema Refraiming wurde wirklich klar und verständlich herausgearbeitet, vor allem der Unterschied zwischen Bedeutungsrefraiming und Kontextrefraiming ist gut dargestellt.

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  2. Lieben Dank, Alex!

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