In unseren Coaching-Ausbildungen lernen unsere Teilnehmer den Coaching-Rahmen kennen. Der Coaching-Rahmen ist eins der fortschrittlichsten Coaching-Modelle, das die Schwachstellen üblicher Coaching-Modelle umgeht und sowohl Anfängern als auch Profis dabei hilft, ihre Coachingsitzungen erfolgreich zu gestalten.
Nachdem du in den letzten beiden Artikeln der Reihe erfahren hast, wofür eine Coachingstruktur sinnvoll ist und wie du beispielsweise mit dem GROW-Modell deine Coachings gestalten kannst, um Coachings zu strukturieren, lernst du in diesem Artikel den Coaching-Rahmen kennen. Du kannst ihn nicht nur als Leitfaden für deine Coachings nutzen, sondern auch zur Entwicklung deiner Coaching-Fähigkeiten.
Der Coaching-Rahmen im Überblick
Der Coaching-Rahmen ist im Gegensatz zu den meisten üblichen Coaching-Modellen nicht einfach linear aufgebaut. Stattdessen sind die verschiedenen Phasen ineinander verschachtelt. Doch bevor wir uns diese Besonderheit genauer anschauen, widmen wir uns erst einmal den verschiedenen Phasen.
Innere Haltung & äußerer Rahmen
Den äußersten Rahmen bildet deine innere Haltung als Coach sowie der äußere Rahmen deiner Coachings. Vor Beginn des Coachings solltest du dich einmal fragen, wie deine innere Haltung und Einstellung gegenüber dir selbst, deinem Klienten, dem Coaching und der Welt gegenüber ist. Der Kontext sollte einem Coaching angemessen sein, d.h. ruhig, angenehm und sicher. Dies sind wichtige Basics für jedes erfolgreiche Coaching.
Dreifacher Beziehungsaufbau
Du weißt vermutlich bereits, wie wichtig die Beziehung zwischen Coach und Klient für das Gelingen eines Coachings sind. Der dreifache Rapport beinhaltet zum einen die Beziehung zwischen Coach und Klient, aber auch zwei andere wichtige Aspekte: die Beziehung des Coaches zu sich selbst und die Beziehung des Klienten zu sich selbst. Eine stabile und vertrauensvolle Beziehung zwischen Coach und Klient kann nur gelingen, wenn sowohl der Coach als auch der Klient ressourcevoll sind und eine gute Verbindung zu sich selbst spüren. Nimm dir also zu Beginn des Coachings zuerst Zeit, bei dir selbst anzukommen und in einen ressourcevollen Zustand zu gehen. Dann kannst du Kontakt zu deinem Klienten aufnehmen und Rapport herstellen. Anschließend solltest du dafür sorgen, dass auch der Klient ressourcevoll und mit sich verbunden ist.
Informationen sammeln
Im nächsten Schritt liegt der Fokus darauf, Informationen zu sammeln. Ausgehend vom Thema wird das Ziel des Klienten geklärt, der aktuelle Ist-Status in Bezug auf das Thema und Ziel wird analysiert und der Auftrag für die Sitzung(en) festgelegt. Auch die Motivation des Klienten sowie vorhandene Ressourcen sind in dieser Phase Thema. Wenn du als Coach in dieser Phase ressource- und lösungsorientiert arbeitest, kann hier bereits Veränderung geschehen.
Einwände überprüfen
Bevor ihr weiter am Ziel arbeitet und eine Intervention durchführt, ist es wichtig, die Einwände zu überprüfen. Jedes Ziel hat einen Preis und nicht immer ist ein Ziel auch mit anderen Zielen des Klienten oder seinem Umfeld verträglich. Als Coach ist es deine Aufgabe herauszufinden, ob es innere oder äußere Einwände gibt. Oftmals sind diese dem Klienten gar nicht bewusst. Um Einwände aufzudecken kannst du beispielsweise folgende Fragen stellen:
- Was befürchtest du würde passieren, wenn du dein Ziel erreichst?
- Was würdest du verlieren oder müsstest du aufgeben?
- Was müsstest du tun, das du bisher nicht tun brauchst?
- Was könntest du nicht mehr tun, dass du heute tun kannst?
- Wer würde leiden?
- Wem wärest du weniger ähnlich?
- Was befürchtest du, könnte noch passieren?
- Bist du bereit, es trotzdem zu tun?
Sind Veränderungen schwer zu erreichen, nicht stabil oder treten immer neue Symptome auf, könnte dies ein Hinweis darauf, sein, dass ein Einwand übersehen wurde. Tauchen Einwände auf ist es wichtig, diesen Beachtung zu schenken und sie zu bearbeiten. Ansonsten kann es passieren, dass Interventionen nicht wirken oder Veränderungen nicht nachhaltig bestehen bleiben.
Intervention durchführen
Nachdem du in den vorhergehenden Phasen schon viel Vorarbeit geleistet hast, kannst du jetzt eine passende Intervention durchführen. Welche Intervention du auswählst, ist von vielen Faktoren abhängig, wie Klient, Thema, Zeitrahmen etc. Wichtig für die Intervention ist, dass der Klient in einem ressourcevollen Zustand ist. Laut Klaus Grawe ist Ressourcenaktivierung vor allem zu Beginn und zum Ende des Coachings wichtig. Ressourcen zu Beginn des Coachings sind die Voraussetzung dafür, dass die Intervention gelingt. Ressourcen zum Ende des Coachings werden in der Regel von allein aktiviert, wenn die Intervention erfolgreich war.
Ergebnisse integrieren
War die Intervention erfolgreich, geht es im letzten Schritt darum, die Ergebnisse zu integrieren. Überprüfe zuerst, ob und inwieweit das Ziel des Coachings erreicht ist. Hier bieten sich z.B. Skalenfragen an (Wie geht es dir jetzt auf einer Skala von 1 bis 10 in Bezug auf dein Ziel?). Zur Manifestation der Ergebnisse und der Förderung der Nachhaltigkeit deines Coachings kannst du verschiedene Möglichkeiten nutzen:
- Future Pace: Der Coach stellt sich das neue erwünschte Verhalten in verschiedenen zukünftigen Situationen vor und erlebt, wie die Veränderung sich anfühlt.
- Erster Schritt: Es wird ein erster Schritt festgelegt, den der Klient in den nächsten 24 oder 48 Stunden umsetzt.
- Hausaufgaben: Dem Klienten wird eine Aufgabe zum Transfer in den Alltag mitgegeben.
- Erinnerungen: Der Klient integriert kleine Erinnerungen in seinen Alltag, die ihn an seine Entscheidung, das Ziel, das neue Verhalten etc. erinnern.
- Convincer: Der Klient überlegt, woran er merken würde, dass er auf dem richtigen Weg ist und hält im Alltag Ausschau nach diesen Beweisen.
- Unterstützungssystem: Der Klient sucht sich ein oder mehrere Personen aus, denen er von seinen Plänen und Zielen berichtet und die ihn dabei unterstützen, an seinem Ziel dranzubleiben.
Der Coaching-Rahmen in der Praxis
Im Coaching-Rahmen sind die einzelnen Phasen keine in sich abgeschlossenen Schritte, sondern Rahmen, die du als Coach öffnest und über den Coachingprozess hältst. Deine innere Haltung und ein angemessener Kontext bleiben über den gesamten Coachingprozess bestehen. Auch wenn du vor allem zu Beginn des Coachings bewusst eine Beziehung aufbaust, bleibt dieser Rahmen die ganze Zeit offen. Denn es ist während des gesamten Prozesses von Bedeutung, dass du eine stabile Verbindung aufrechterhältst. Wenn diese abbricht, kann dies den Erfolg deines Coachings gefährden. Ebenso ist es mit der Sammlung der Informationen. Diese endet nicht, sondern läuft im Hintergrund auch während der folgenden Phasen weiter. Nachdem du die Einwände einmal explizit überprüft hast, solltest du dies während der Intervention und Integration weiterhin im Hinterkopf behalten und aufmerksam für mögliche Einwände sein, die sich zeigen. Tauchen während des Coachingprozesses wichtige Themen oder Aspekte einer bestimmten Phase auf, kann es sein, dass du in diese Phase zurückgehst und den Coaching-Rahmen von dort noch einmal durchläufst oder zumindest vorübergehend in der Phase weiterarbeitest, die sich gezeigt hat. Erst zum Abschluss des Coachings schließen sich alle Rahmen wieder in der umgekehrten Reihenfolge, in der du sie geöffnet hast. Es lohnt sich zum Abschluss noch einmal mögliche Einwände zu thematisieren. Anschließend wird geprüft, ob alle wichtigen Informationen beachtet wurden. Durch eine Verabschiedung wird der Beziehungsrahmen und als letztes der äußere Rahmen geschlossen.
Weiterentwicklung mithilfe des Coaching-Rahmens
Der Coaching-Rahmen zeigt dir auch Weiterentwicklungsmöglichkeiten für dich als Coach auf. Für jeden Rahmen kannst du dich fragen:
- Wie bewusst öffne und schließe ich diesen Rahmen in meinen Coachings?
- Wie führe ich durch diesen Rahmen?
- Welche Methoden und Strategien kenne und wende ich in diesem Rahmen an?
Deine Antworten werden dir zeigen, wo du noch Entwicklungspotential hast, sei es durch regelmäßige Reflektion, methodische Weiterbildungen, den Austausch mit anderen Kollegen oder Supervision durch erfahrene Coaches.
Fazit
Egal, für welches Coaching-Modell du dich entscheidest, alle können dir dabei helfen, erfolgreiche Coachings durchzuführen und dich als Coach weiterzuentwickeln. Die meisten Coaching-Modelle ähneln sich in vielen Aspekten. Der Beziehungsaufbau, die Zielfindung, die Überprüfung von Einwänden und Konsequenzen, die Lösungserarbeitung sowie ein nachhaltiger Abschluss sind wichtige Erfolgsrezepte für jedes Coaching.
Wenn du mehr über erfolgreiche Coachings erfahren möchtest und lernen willst, wie man Coachings im Coaching-Rahmen durchführt, freuen wir uns, dich in unserer Ausbildung zum Coach zu sehen.
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