Das Soziale Panorama – wie man Beziehungen auf einfache Weise verändert

von | 24. März 2025

Stell dir vor, du könntest deine Beziehung zu anderen Menschen und dein Selbstbild auf eine einfache, aber tiefgreifende Weise positiv verändern?!
Genau das ermöglicht das Modell des Sozialen Panoramas, das der Psychologe Lucas Derks in den 1990er Jahren beschrieben und seither stetig weiterentwickelt hat. Heute möchte ich dir diesen Ansatz vorstellen. Die Grundidee: Das Gehirn organisiert Beziehungen räumlich. Unbewusst erschaffen wir eine mentale Landkarte unserer sozialen Welt.

Genauer gesagt, geht es darum, dass wir unbewusst eine dreidimensionale, räumliche Karte unserer sozialen Realität schaffen – eine mentale Landschaft, in der jede Person oder Gruppe eine eigene Position hat. Diese mentale Landkarte beeinflusst tief, wie wir unsere Verbindungen zu anderen und zu uns selbst wahrnehmen und gestalten. Und durch die Veränderung dieser inneren Repräsentation können wir buchstäblich alles verändern. Denn die Art und Weise, wie wir unsere (soziale) Welt innerlich mental darstellen, spielt eine entscheidende Rolle bei unserer Erfahrung der Welt. Durch das Verständnis und die Umgestaltung unseres „sozialen Panoramas“ können wir transformative Möglichkeiten für persönliches Wachstum, verbesserte Beziehungen und ein tieferes Selbstbewusstsein erlangen. Aber beginnen wir mit den Grundlagen.

Die Sprache der Beziehungen

Seit langem drücken wir diese räumliche Repräsentation von Beziehungen in unserer täglichen Sprache aus. Sätze wie „Er steht an meiner Seite“, „Sie steht mir im Weg“, „Er kommt mir näher“, „Wir sind neuerlich so distanziert miteinander“, „Dieser Gedanke liegt mir fern“ oder „Ich kann scheinbar nicht zu ihnen durchdringen“ deuten auf diese unbewussten mentalen Repräsentationen hin. Indem wir auf diese sprachlichen Hinweise und auch auf nonverbale Signale, wie Gesten und Blickrichtungen achten, können wir wertvolle Hinweise auf ein individuelles Soziales Panorama gewinnen – und vielleicht Wege für positive Veränderungen anregen.

Ein Blick in unsere innere Beziehungswelt

Im Mittelpunkt des Sozialen Panorama-Modells steht die Erkenntnis, dass unser Gehirn mentale Repräsentationen von Personen in unserem Leben erstellt, diese werden im Sozialen Panorama als Personifikationen bezeichnet. Diese Personifikationen versehen wir in unserer inneren Landkarte mit Standorten (Entfernung und Richtung in Bezug auf uns) und Eigenschaften (z.B. Größe, Höhe, Helligkeit und Blickrichtung). Diese Orte und Eigenschaften, zusammenhängend Submodalitäten genannt, prägen unseren emotionalen Grundton (Ungeduld, Ärger, Freude, Neugier, Hilflosigkeit, Unter- oder Überlegenheit usw.) in unseren Beziehungen. Doch all dies ist nicht unveränderlich, wir können diese Personifikationen abrufen, verstehen und verändern.

Doch ist die Welt ist unserer Beziehungen noch weit größer, denn interessanterweise beschränken sich diese Personifikationen in unseren inneren Landkarten nicht nur auf lebende Individuen. Wir bilden auch Repräsentationen von uns selbst, zu Gruppen, spirituellen Wesen und zu leblosen Objekten, denn zu allem können wir, im weiteren Sinne, eine Beziehung haben – ja sogar zu metaphorischen Entitäten (beispielsweise zu Firmen oder Marken, Religionen, Kulturen und Glaubenssätzen).

Soziale Landkarten erforschen

Eines der Kernprinzipien des Sozialen Panoramas ist die Idee: Beziehung gleich Standort. Mit anderen Worten, die räumliche Positionierung von Personifikationen in unserem mentalen Raum beeinflusst direkt die Art unserer Beziehungen zu ihnen. Submodalitäten wie Distanz, Richtung, Größe, Höhe und Helligkeit spielen eine Rolle bei der Kodierung der emotionalen Bedeutung dieser Repräsentationen.

Zum Beispiel rufen Personifikationen, die näher an unserem Selbstbild liegen, im Allgemeinen intensivere Gefühle hervor, während solche, die weiter entfernt sind, eher distanziertere Gefühle hervorrufen. Ähnlich können Personifikationen, die größer als wir selbst erscheinen, Autoritätsfiguren darstellen, während solche mit gleicher Größe oder kleiner, eine gleichwertigere oder untergeordnete Dynamik anzeigen können, unabhängig davon, wie groß sie in Wirklichkeit sind.

Soziale Bindungen umgestalten

Beziehungen betreffen mehrere Menschen, doch kann man sie einseitig verändern. Einer der faszinierendsten Aspekte des Sozialen Panorama-Ansatzes ist das Konzept des „unilateralen Wandels“. Dieses Prinzip besagt, dass man durch die Veränderung der inneren Repräsentation einer anderen Person, die Dynamik einer Beziehung zu ihr nachhaltig beeinflussen kann – oft auf überraschend positive Weise.

Unpassende Gefühle einem Menschen gegenüber, werden als Personifikation in unserem mentalen Raum abgebildet, die mit ungünstigen Submodalitäten versehen ist. Durch spezielle Techniken aus dem Sozialen Panorama kann man dieser Personifikation einen neuen Ort geben und auch andere Submodalitäten verändern und so diese Verbindung verändern. Nicht selten erleben Menschen, während sie ihre innere Landschaft verändert haben, dass sich die andere Person auch verändert. Vermutlich, indem sie unbewusst auf die veränderten verbalen und nonverbalen Signale reagiert und so ihre Personifikation von diesem Menschen ebenfalls unbewusst verändert, was immer wieder zu einem transformativen Wandel in Beziehungen führt. Möglicherweise gibt es auch so etwas wie einen kollektiven Raum, denn immer wieder kommt es vor, dass unmittelbar, nach der Arbeit mit dem Sozialen Panorama, sich jemand meldet, von dem man lange nichts gehört hat. Doch das ist Spekulation.

Jetzt bist du dran – Erkunde dein Soziales Panorama

Am einfachsten ist es, mit einer Person zu beginnen. Nimm dir etwas Zeit, schließe die Augen und denke an einen Menschen, zu dem du deine Beziehung gerne verändern würdest. Was fühlst du? Nun stelle dir vor, du wärest in der Mitte einer weiten Fläche. Lasse nun diese Person – in Wirklichkeit: Ihre Personifikation – auftauchen. Wo erscheint sie? Wie nah oder fern steht sie zu dir? In welcher Richtung? Wohin schaut sie? Wie groß ist sie? Ist sie eher hell oder dunkel? Nimm einfach wahr, was ist. Es gibt kein richtig oder falsch – es geht allein darum, wahrzunehmen und offen deine innere Repräsentation zu betrachten. Du kannst diese Übung mit lebenden oder verstorbenen Personen machen, mit Gruppen oder spirituellen Wesen.
Und solltest du etwas in deiner mentalen Landkarte verändern wollen, lies weiter.

Eine Technik zur unilateralen Veränderung von Beziehungen

Wie kannst du vorgehen, um diese Repräsentationen in deinem mentalen Raum umzugestalten? Das Soziale Panorama-Modell bietet eine Fülle von Techniken, die jeweils auf spezifische Beziehungsherausforderungen angepasst sind. Kernelemente sind jedoch immer wieder: Abstand, Richtung, Größe, Helligkeit und Blickrichtung (und manchmal auch Höhe).

Ein Ansatz im Sozialen Panorama ist folgender:

  1. Überlege dir, zu wem du deine Beziehung verändern möchtest.
  2. Stelle dir eine weite Fläche vor, in deren Mitte du bist.
  3. Jetzt lasse die Repräsentation der anderen Person, ihre Personifikation, auftauchen.
  4. Finde nun eine „Referenz-Personifikation“ – jemanden, mit dem du eine gewünschte Art von Beziehung hast – merke dir Position, Größe, Blickrichtung, Helligkeit und lasse sie sich wieder auflösen.
  5. Nun übernehme allmählich diese Submodalitäten der Referenz-Personifikation für die Personifikation, zu der du deine Beziehung verändern möchtest.

Zusätzlich, oder in anderen Fällen, könntest du den Prozess des Ressourcentransfers durchführen, indem du der Personifikation Ressourcen sendest, die ihr in deiner Wahrnehmung fehlen. Dafür aktivierst du sie zunächst bei dir selbst und sendest sie dann der Personifikation.
Schon diese kleinen Übungen können dir helfen, gesündere und erfüllendere Verbindungen zu schaffen.

Mit dem Sozialen Panorama geht noch sehr viel mehr

Das Soziale Panorama ist weit mehr als ein Modell zur Verbesserung einzelner Beziehungen – es bietet tiefgehende Werkzeuge, um unser gesamtes Beziehungs- und Identitätserleben zu transformieren. Es eröffnet uns die Möglichkeit, innere Strukturen neu zu ordnen, emotionale Blockaden zu lösen und unsere Wahrnehmung von uns selbst und anderen kraftvoll zu verändern.

Soziales Panorama - Beziehungen auf einfache Weise verändern

Hier sind einige weitere faszinierende Anwendungsmöglichkeiten des Sozialen Panoramas:

  1. Familiendynamiken neu ordnen: Befreiung aus alten Mustern
    Unsere Familienstrukturen sind tief in unserem Unterbewusstsein verankert. Ungünstige Muster, die uns schon seit der Kindheit begleiten, können uns unbewusst in bestimmten Rollen festhalten. Durch das Familien-Panorama lassen sich diese Strukturen bewusst umgestalten – blockierende Konstellationen können sanft gelöst und durch kraftvolle, unterstützende Muster ersetzt werden.
  2. Kindheitsprägungen transformieren: Das Jüngere Selbst stärken
    Viele unserer tiefsten Überzeugungen und emotionalen Reaktionsmuster haben ihren Ursprung in der Kindheit. Das Soziale Panorama ermöglicht es, unser jüngeres Selbst mit neuen Ressourcen zu versorgen, alte Wunden zu heilen und positive Veränderungen bis in die Gegenwart wirken zu lassen.
  3. Glaubenssätze nachhaltig verändern
    Unsere inneren Überzeugungen formen unsere Realität. Und oft sind es unbewusste Glaubenssätze, die uns limitieren. Je nachdem welche „Beziehung“ wir zu ihnen haben – ja, auch zu Überzeugungen haben wir eine „Beziehung“. Durch gezielte Neuplatzierung und Umgestaltung der mentalen Repräsentationen, die mit diesen Überzeugungen verbunden sind, können wir tiefgreifende innere Transformationen bewirken.
  4. Zugehörigkeit bewusst entwickeln: Vom Einzelnen zum Kollektiv
    Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ist ein fundamentaler menschlicher Antrieb. Doch viele Menschen fühlen sich in bestimmten Gruppen nicht wirklich akzeptiert oder verbunden. Das Soziale Panorama hilft, diese inneren Barrieren zu durchbrechen – sei es durch das bewusste Umplatzieren von Gruppen-Personifikationen, die Stärkung der eigenen Position oder die Integration eines kraftvollen neuen Selbstbildes als Teil eines „kollektiven Ganzen“.
  5. Trauer sanft verarbeiten: Inneren Frieden finden
    Der Verlust eines geliebten Menschen hinterlässt oft eine tiefe Leere. Doch unsere mentale Repräsentation des Verstorbenen kann in einen friedlichen, heilsamen Raum geführt werden. Durch einen sanften Prozess der Neuplatzierung und Neugestaltung der inneren Verbindung kann der Übergang geehrt werden, während gleichzeitig emotionale Freiheit und innere Ruhe zurückkehren.
  6. Spirituelle Verbindungen bewusst gestalten
    Unsere inneren Repräsentationen gehen weit über das Reich der Lebenden hinaus. Ob es um spirituelle Wesen, verstorbene geliebte Menschen, Energien oder metaphysische Konzepte geht – das Soziale Panorama ermöglicht es, diese Verbindungen bewusst zu gestalten. Dadurch können Sinn, Verbindung und Wohlbefinden auf einer tiefen Ebene gestärkt werden.
  7. Identität und Selbstbild gezielt stärken
    Wer sind wir – wirklich? Unser Selbstbild bestimmt maßgeblich, wie wir denken, fühlen und handeln. Doch oft ist diese innere Repräsentation verzerrt oder von äußeren Einflüssen geprägt. Durch das Soziale Panorama können wir eine kraftvolle, stimmige Identität entwickeln, die uns stärkt und unser volles Potenzial entfalten lässt.

Das Soziale Panorama bietet eine faszinierende Welt voller Möglichkeiten, um innere Strukturen bewusst zu gestalten und Beziehungen zu verändern. Vielleicht hat dieser Einblick dich neugierig gemacht? Wenn du diese Methode selbst erleben und noch weitere spannende Anwendungen kennenlernen möchtest, freuen wir uns, dich in einem unserer nächsten Seminare zum Sozialen Panorama zu begrüßen!

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